Überblick über das Lernangebot im Voraus geben
Schülerinnen und Schülern Wahlmöglichkeiten zu bieten, setzt voraus, dass sie die Lernangebote vorher kennen.
Nur wenn Schülerinnen und Schüler wissen, was genau sie lernen und üben sollen, haben sie die Möglichkeit, selbst über ihren Weg dorthin und ihren ganz persönlichen nächsten Schritt zu entscheiden. Wir zeigen ihnen damit, dass wir ihnen zutrauen, sich selbst steuern zu können und dies auch zu wollen. Sie fühlen sich ernst genommen und können so lernen, sich bewusst für eine Lernanstrengung zu entscheiden (oder eben auch nicht, weil sie die Prioritäten für sich anders setzen).
Argumente für einen informierenden Unterrichtseinstieg anstelle von „Motivationszauber“
Viele Lehrkräfte kennen sicherlich folgende Situation: „Man engagiert sich mit Körper und Seele für einen motivierenden Einstieg, schlüpft in irgendeine Rolle oder umgibt sich mit Realien, und dann kommt ein Killersatz oder die Schülerinnen und Schüler interessieren sich nicht die Bohne für die mitgebrachten Gegenstände und stören, träumen oder melden sich, um ihr großes Interesse an einem Toilettengang kundzutun.“ (Erfahrungsbericht einer Lehrerin an einer RS+)
Die Vorstellung, eine Lehrkraft könnte ihre Schülerinnen und Schüler intrinsisch motivieren, ist unmöglich und ein Widerspruch in sich.
Die Modelle zur Lernmotivation sind so komplex, dass sie nicht als Handlungsanweisung für Lehrkräfte im Unterricht gelten können. Sie beziehen sich meist auch nur auf einzelne Personen. Eine Lehrkraft kann aber nicht das momentane Motivationsgefüge von 30 Schülerinnen und Schülern gleichzeitig erfassen.
Es gibt keine Belege für die Wirksamkeit von Motivationsphasen zu Beginn des Unterrichts. Es gibt erst recht keine Untersuchungen, in denen sich langfristige Effekte nachweisen lassen und die damit den häufig betriebenen Aufwand rechtfertigen.
Außerdem wirkt die Vorstellung, dass der Lehrstoff an sich die Schülerinnen und Schüler nicht zum Lernen motivieren wird, wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
Wenn die der Motivation dienenden Unterrichtseinstiege nicht zu den angestrebten Lernaktivitäten führen und die Ziele nicht klar sind, verwirren sie die Schülerinnen und Schüler.
Deshalb werden im Folgenden Möglichkeiten vorgestellt, mit denen die Lernenden vor Beginn der Lernaktivität einen Überblick über die möglichen Lernaktivitäten bekommen können. Wenn die Schülerinnen dabei erfahren, warum sie etwas lernen sollen und ein Lebensbezug hergestellt wird, ist dies sehr motivierend
Verwendete Literatur:
Grell, Jochen und Monika: Unterrichtsrezepte. Beltz - Verlag, Weinheim; Basel 1985 S. 134 - 171